Freitag, 24. Oktober 2014

Besuch


Ende September kam Benni zu Besuch. Ach ich liebe Besuch, da kann man es sich immer so gut gehen lassen und brauch kein schlechtes Gewissen zu haben, dass man ein eigentlich fuer einen Freiwilligen nicht angemessenes Luxusleben fuehrt.
Aber von Anfang an. Montag frueh um 3 Uhr habe ich ihn also vom Flughafen in Entebbe abgeholt. Da es nachts ausnahmsweise mal wirklich kaum Verkehr in Kampala gibt, waren wir um 4.30 Uhr dann auch endlich im Bett. Am ersten Tag wollte ich ihn nicht gleich ueberfordern und wir waren erstmal gemuetlich Fruehstuecken und dann bei meinem ¨Lieblingsort¨, dem Immigration Office, da ich mich noch um ein paar Arbeitserlaubnisse fuer andere Freiwillige kuemmern darf. Zum Abendessen haben wir uns eine Rolex geholt(es sollte nicht die letzte bleiben) und sind dann zum National Theatre zur Jam Session und haben den mehr oder weniger guten ugandischen Saengern zugehoert.
Am naechsten Tag musste ich einen Beamer im Konferenzzentrum in Lweza abholen. Da dies auf halbem Weg nach Entebbe liegt, haben wir beschlossen das mit einem Besuch im Zoo zu verbinden. Im Zoo leben so ziemlich alle Tiere, die es in Uganda auch in freier Wildbahn gibt, ausser Elefanten. Es war echt besser als ich erwartet hatte und ich habe mich auch auf einen kurzen Ritt auf einem Kamel oder Dromedar, das mit einem Hoecker, eingelassen. Naja einmal und nie wieder. Das war doch sehr wackelig und unbequem. Jedes Boda, Pferd oder Esel ist mir da lieber. Nach dem Zoo Besuch haben wir uns noch ein leckeres Mittagessen am Strand unter Palmen gegoennt und sind dann zurueck nach Kampala, wo gerade ein Qualifikationsturnier im Basketball zu den Afrikameisterschaften statt fand. Ohne grossen Plan wann die Spiele sind und wer spielt, haben wir einfach mal unser Glueck versucht und sind zufaellig genau zu passenden Zeit gekommen und hatten noch das Glueck, dass Uganda gegen Aegypten gespielt hat, und somit die Stimmung super war. Nur leider hat Uganda am Ende doch knapp verloren.

Am Mittwoch haben wir uns dann endlich auch mal den touristischen Highlights Kampalas gewidmet. Nachdem ich mit meiner Familie das alles noch auf einem Boda gemacht habe, haben wir uns diesmal die Variante Auto ausgesucht. Auf jeden Fall bequemer. Zuerst waren wir am Namugongo Martyrers Shrine. Eine Gedaenkstaette fuer ermordete Katholiken mit einer imposanten Kirche architektonisch total anders wie alle, die ich davor gesehen habe. Anfang Juni ist in Uganda auch Martyrers Tag, dann pilgern Millionen Ostafrikaner dorthin. Leider habe ich den Tag bisher immer verpasst. Danach waren wir in der Gaddafi Moschee. Auch nach meinem 4. Besuch finde ich sie von innen immernoch nicht besonders schoen. Dafuer lohnen die 300 Stufen aufs Minarett sich wirklich. Diesmal wurde uns sogar ausdruecklich erlaubt, das Kopftuch beim Aufstieg aufs Minarett auszuziehen, was fuer eine Erleichterung. Die Namirembe Kathedrale wurde leider renoviert, sodass wir Mittagessen gingen. Das erste richtig ugandische Essen fuer Benni und auch mal Abwechslung fuer mich, da es doch anders gewuerzt war, wie das meiner Mittagessenskoechin. Anschliessend waren wir noch auf dem Owinomarkt. Einem Markt, auf dem es einfach alles gibt. Hauptsaechlich ist er aber fuer seine Second-Hand Klamotten bekannt. Zum Abschluss des Abends haben wir dann die Latin Flavor Tanzshow angeschaut. Der Tag sollte aber noch nicht beendet sein, und wir sind spontan noch in einen Club. Benni sollte ja auch das Nightlife Kampalas kennenlernen.

Dann war Benni erstmal ein paar Tage mit dem Guide von meiner Arbeit im Westen unterwegs und ich habe mich der nicht vorhandenen Arbeit gewidmet. Naja, immerhin einen Auftrag habe ich bekommen, den ich auch brav innerhalb weniger Minuten erledigt hatte ;-)

Das naechste Wochenende ging es dann zu den Sipi Falls und nach Jinja. Dorthin wollte ich schon lange, doch hatte mein Zeh mir beim letzten Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal hat aber alles wunderbar geklappt. Mit dem Bus ging es nach Mbale und dann im Autotaxi bis zu den Sipi Falls. Dort haben wir uns in ein kleines Hotel eingemietet, sehr einfach, aber mit schoenem Blick ueber zwei der drei Faelle. Nachts war es wirklich mal stockdunkel, da es keinen Strom gab und nur das Rauschen des Wasserfalls war zu hoeren. Am naechsten Tag wollten wir einer Wanderung zu den Wasserfaellen utnernehmen. Leider ist gerade aber Regenzeit und deshalb war es sehr rutschig und matschig. Der erste Wasserfall 100m hoch und wir sind von ganz oben nach unten abgestiegen, hat schon sehr an unseren Kraeften gezehrt und ohne die Schieben und Ziehen zweier Dorfbewohner haette ich es wohl auch nicht geschafft. Der zweite Wasserfall war dafuer sehr viel einfach zu erreichen. Dort konnte man an der Seite des Falls sogar duschen, was ich natuerlich ausnutzen musste. Danach war ich aber so geschafft, dass ich auf den Aufstieg zum 3 Wasserfall verzichtet habe und wir lieber noch ein leckeren Kaffee getrunken haben.

Mittags ging es dann weiter nach Jinja. Dort haben wir uns ein etwas luxurioeseres Hotel direkt am See gegoennt. Abends waren wir lecker essen und haben uns dann auf die Suche nach einer Bar gemacht, die Bundesliga uebertraegt. Es spielte naemlich Hertha gegen den VfB. (Benni ist Berliner fuer alle, die das nicht wissen). Eine Bar haben wir nicht gefunden, aber zurueck im Hotel waren sie so freundlich und haben fuer uns auf den entsprechenden Sender umgeschaltet und ich musste mir die Niederlage des VfB anschauen.
Der naechste Morgen began leider mit schlechten Nachrichten. Mein ugandischer Chef war in der Nacht bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das war erstmal ein Schock. Die Fahrt zur Nilquelle und zurueck nach Kampala hab ich dadurch nur halber wahrgenommen. Abends musste ich dann zur Krisensitzung ins Buero. Die Stimmung war dementsprechend. Die Beerdinung sollte ich leider auch verpassen, da wir in den Murchison Nationalpark fuhren.

Den Sonntag haben wir mit Fisch essen am Lake Victoria angefangen. Da an dem Tag auch Stadtfest in Kampala war, konnten wir uns dort noch die Zeit vertreiben und sind dann zum Salsa tanzen.

Am Montag ging es dann in den Murchison Nationalpark. Ich finde ihn einfach am Schoensten von allen. Vielleicht auch wegen der Giraffen. Wir haben diesmal in einem netten Camp gewohnt, wo wir die Abende am Lagerfeuer mit vielen internationalen Touristen verbringen konnten. Der Game Drive und die Bootsfahrt waren auch sehr schoen und fast haetten wir einen Loewen ueberfahren, der sich so gut im Gras versteckt hatte.

Nach diesen schoenen Tagen hiess es wieder Abschied nehmen. Mit nochmaligem aethiopischen Essen(so lecker, wer geht mit mir das naechste Mal?) und einem Abend in einer Shishabar um noch wachzubleiben bis der Flieger nachts um 2 Uhr zurueck nach Deutschland ging.

Sonntag, 12. Oktober 2014

Fußball

Seit meinem letzten Bericht ist einiges passiert. Heute erstmal ein Bericht über das letzte Ereignis, dem Fußballspiel. Nicht nur in Europa läuft gerade die Qualifikation zur EM 2016, sondern auch hier die Qualifikation zum Africa Cup of Nations. Uganda spielt in einer Gruppe mit Togo, Ghana und Guinea.

Nachdem wir uns am Freitag Karten besorgt hatten, die es hier übrigens an Tankstellen zu kaufen gibt, konnten wir gestern ins Stadion. Das Spiel gegen Togo sollte um 16 Uhr los gehen. Es empfiehlt sich allerdings schon frühzeitig dort zu sein, um dem Verkehrschaos und Gedränge an den Toren zu entgehen. Glücklicherweise wohne ich nicht allzu weit vom Stadion entfernt und nach einer kurzen Bodafahrt waren wir da.  Nach etwas Gedränge und Geschupse am Tor, waren wir dann auch schon im Stadion. Das Stadion fasst ca. 60000 Menschen. Es gibt auf der Haupttribüne ein paar Sitzplätze mit Lehne, etwas mehr Plätze mit Sitzschalen und ca. ¾ des Stadions sind einfach Steintreppen. Die Plätze im Schatten waren leider alle schon belegt, sodass wir bei fast 30 Grad brutzeln durften. Dank Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 aber keinen Sonnenbrand bekamen. Die Wartezeit wurde durch ugandische Musiker und Stimmungsmacher, unter anderem eine Marching Band, die das Foto des Präsidenten durchs Stadion trugen, verkürzt. Irgendwann kamen dann auch die Teams zum Aufwärmen und das Stadion füllte sich bis auf den letzten Platz. Letztendlich saßen wir wirklich zusammengequetscht und der Lärm war ohrenbetäubend. Sicherlich jeder Dritte hatte entweder eine Vuvuzela oder eine Trillerpfeife. Leider auch der Mann neben und hinter mir.

Nächste Erfahrung: Selbst ein Fußballländerspiel fängt nicht pünktlich an. Die Teams waren pünktlich aufgelaufen und standen bereit für die Nationalhymnen. Dann musste aber erstmal eine Ansprache des Präsidenten vorgelesen werden und 60.000 Menschen fingen an zu buhen. Man sieht wie beliebt der Mann ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten endlich die Nationalhymnen gespielt werden. Bei der togolesischen standen so gut wie keine Ugander auf, vielleicht so 10% um mich herum. Togolesiche Fans gab es übrigens nicht, oder nur so wenige, dass sie nicht auszumachen waren.

Zu dem Spiel an sich gibt es nicht viel zu sagen. Es war eher langweilig. Uganda war zwar die bessere Mannschaft, aber zur Torchancen sind sie nicht wirklich gekommen. Togo war für mich technisch bessere, aber auch nicht überzeugend. Aber sie haben halt das eine entscheidende Tor gemacht. Kurz vor Ende sind dann auch schon einige aufgebrochen und haben das Stadion verlassen. Wir haben uns für die andere Variante entschieden und sind noch lange im und ums Stadion geblieben. Das Verkehrschaos war immense. Wir mussten ein Stück laufen bis wir ein Boda nehmen konnten und selbst von dort war das Durchkommen noch sehr schwierig. Als es dann besser ging, waren immer noch massenhaft Leute, die am Straßenrand liefen und Autos, die vorbeirasten. Ich habe mich echt gefragt, wie viele Menschen angefahren werden. Aber anscheinend passiert doch eher selten was. Mir hat man dann erzählt, dass wenn Uganda gewonnen hätte, der ganze Bereich um das Stadion gesperrt worden wäre und die Menschen eine riesen Party bis in die Morgenstunden gefeiert hätten. Verkehrstechnisch gesehen war die Niederlage sicherlich besser.


Im November ist noch mal ein Heimspiel gegen Ghana. Mal sehen, ob ich dann wieder in Stadion gehen werde. Ein Erlebnis ist es mit Sicherheit.