Letzte Woche hatte ich das Vergnuegen
mit Katharina nach Ruanda zu fahren. Nachdem die Fahrt 9 Stunden
dauern sollte, so zumindest die Info, die wir erhielten, entschieden
wir uns trotz der erhoehten Gefahr ueber Nacht zu fahren. Nach etwas
rumgelaufe in der Stadt hatten wir uns fuer Jaguar Bus entschieden.
Dieser sollte um 1 Uhr am Montag frueh in Kampala los fahren und dann
am Morgen in Kigali sein, und das alles fuer ca. 12 Euro. Da der Bus
in der Innenstadt losfuhr, um diese Uhrzeit aber keine Taxis mehr
fahren, haben wir bis 23 Uhr im Cafe nebenan uns noch ein Milchshake
gegoennt. Als dieses dann schloss, blieb uns nur die Treppe am
Busterminal bis wir endlich einsteigen konnten. Zu unserer
Ueberraschung war der Bus restlos ausgebucht. Dass soviele nach
Kigali fahren, haetten wir nicht erwartet. Jaguar faehrt 4x taeglich
und dann gibt es noch mindestens 4 andere Firmen. Nachdem jeder
seinen Platz gefunden hatte, mit Sitzplatznummern haben es die
Ugander nicht so, sodass manchmal der Platz schon belegt war, weil
man anstatt 62 sich auf 26 gesetzt hatte, konnte es mit gut 20min
Verspaetung endlich los gehen. Schnell mussten wir feststellen, dass
es im Bus doch sehr kalt werden kann. Trotz dickem Pulli mit Kaputze
und Schal hab ich die Nacht ueber gefroren und recht wenig
geschlafen. Die Grenzformalitaeten gingen recht zuegig und nach einer
Ebola- und Gepaeckkontrolle, nach Ruanda darf man keine Plastiktueten
einfuehren, ging es dann die letzten 2h nach Kigali.
Die ersten Eindruecke entsprachen dem,
was wir zuvor gehoert hatten, es ist ordentlicher, strukturierter,
sauberer und einiges europaeischer. Selbst der Buspark in Kigali war
uebersichtlich und lang nicht so ueberfuellt wie der in Kampala.
Nachdem eine Bank gefunden war, ach ist der Euro schoen, konnten wir
zum Hotel. Zum Glueck gibt es auch in Kigali Bodas, da wir sonst
total orientierungslos gewesen waeren. Die Bodas haben alle Helme und
ein Laibchen und einen Helm fuer ihren Passagier. Es darf auch nur
eine Person mitgenommen werden und die Bodas sehen etwas anders aus
als in Uganda, meiner Meinung nach etwas moderner. Auf der Fahrt
haben wir sogar richtige Linienbusse gesehen und die Matatutaxis
haben Nummern und kein Conducter, der die ganze Zeit das Fahrziel
rausbruellt. Nach einer Pause im Hotel haben wir uns auf den Weg
gemacht Kigali zu erkunden. Allerdings sah alles nur noch Business
District und einer Mall aus. Also haben wir halt den Nakumatt(grosse
Supermarktkette aus Suedafrika, die es auch in Uganda gibt) erkundet
und schnell festgestellt, das Ruanda doch etwas teurer ist.
Am naechsten Tag haben wir 2
Genozidmemorials etwas ausserhalb Kigalis besucht. Zum Buspark
wollten wir mit dem Taxi. Allerdings hatten wir das System noch nicht
so ganz verstanden. Nach ein paar Metern hatten wir eine
Bushaltestelle gefunden, die Taxis halten naemlich nicht in Uganda
einfach ueberall. Es hingen sogar Routenbechreibungen an der
Haltestelle mit denen wir alerdings nichts anfangen konnten.
Irgendwann sind wir einfach zu einem Taxi, das gehalten hat und haben
gefragt. Es fuhr tatsaechlich zum Buspark. Unsere Frage wie und wem
man bezahlt hat sich auch eruebrigt, indem wir an unserem Ziel
einfach rausgelassen wurden und nichts zahlen mussten. Einmal als
Weisser nicht uebers Ohr gehauen worden, sondern sogar ein Bonus
gehabt. Uebrigens hatten wir in Ruanda nie das Gefuehl, dass wir mehr
zahlen mussten. Wir mussten noch nichtmal handeln. Die Bodafahrten
haben immer soviel gekostet wie im Reisefuehrer angegeben. Am Buspark
hatten wir schnell ein richtiges Taxi gefunden, allerdings doch etwas
Bedenken, da ausser uns noch niemand drin sass. Doch auch hier gibt
es Unterschiede. Erstens bekommt man ein richtiges Ticket ausgestellt
und zweitens fahren die Taxis zu bestimmten Uhrzeiten ab und warten
nicht bis es voll ist. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir an unserem
Ziel an. Dort wussten die Bodafahrer gleich Bescheid wo wir
hinwollten. Das Memorial ist eine ehemalige Kirche in die tausende
Tutsis Schutz gesucht hatten und alle in einer Nacht ermordet wurden.
Zuerst sind wir in ein Massengrab hinabgestiegen, wo hunderte oder
tausende Schaedel und Knochen aufgereiht lagen. Schon ein sehr
bedrueckendes und mulmiges Gefuehl. Anschliessend ging es in die
Kirche, wo neben den Einschussloechern die Kleidung der Opfer lagen
samt Blutflecken sowie ein paar Waffen. Besonders schlimm fand ich
die Schilderung wie Frauen vergewaltigt wurden und die Art sie
umzubringen (Details erspar ich euch). Das andere Memorial war auch
eine Kirche und dem ersten sehr aehnlich. Wieso es im Reisefuehrer
hiess, dass es nicht so schlimm sein soll, blieb mir aber ein
Raetsel. Neben Knochen, Schaedeln und Klamotten, wurde uns auch ein
Fleck an der Wand der Sunday School gezeigt, der das Blut und Gehirn
der Kinder ist, die dort dagegen geschmettert wurden. An den
Schaedeln hat man auch richtig erkennen koennen, ob es sich um ein
Einschussloch, Machete oder Knueppel handelt mit dem die Person
getoetet wurde. Nach dem doch sehr eindrucksreichen Morgen habe ich
verzichtet Katharina ins Genozidmemorial in Kigali zu begleiten, da
ich dort schonmal war.
Am Mittwoch ging es dann weiter ueber
Musanze nach Gisenyi. Die 2h Fahrt auf Klappsitzen, die schief im Bus
haengen, haben sich leider nicht gelohnt. In Musanze war es total
diesig und von den Bergen war nichts zu sehen. Zusaetzlich hat uns
noch ein Touriguide am Busterminal angesprochen, den wir nicht mehr
losgeworden sind. Und der hat gestunken!!! Immerhin hat er uns eine
franzoesiche Baeckerei gezeigt, wo wir dann ein leckers Sandwich
essen konnten, bevor wir nach Gisenyi weiter sind. Gisenyi liegt am
Lake Kivu und grenzt direkt an den Kongo. Die Stadt war mir von
Anfang an sympatisch auch wenn wir doch etwas Angst hatten, da laut
unserem Reisefuehrer im See unterirdische Methankammern sind, die
jederzeit explodieren koennen. Wir sind noch etwas ziellos in der
Stadt herumgelaufen bis wir irgendwann am Ufer angelangt sind. Dort
haben ein paar Einheimische gebadet. Angeblich ist der See auch
billhazirose frei. Baden gegangen sind wir trotzdem nicht. Als uns
der Hunger ueberkam sind wir wahllos weiter und zufaellig an einem
Schild fuer eine Pizzeria vorbeigekommen. Dem sind wir dann gefolgt
und auch tatsaechlich dort angekommen. Durch den Zaun hindurch sah
man aber schon, dass niemand dort war und wir drehten wieder um. Ein
paar Meter weiter hoerten wir eine Frau hinter uns. Die Besitzerin
kam uns hinterher. Leider konnte sie kein Englisch, aber mit Gestik
und unseren Brocken franzoesisch liessen wir uns dann doch umstimmen.
So landeten wir als einzige Gaeste in ein Pizzeria eines
italienisch-ruandischen Ehepaares. Es sah alles echt super aus, die
Speisekarte hatte sogar richtig viel anzubieten, nur das Tiramius war
nicht da. Wieso haben wir allerdings nicht verstanden. Das
Essen war richtig lecker, Pizza mit viel Kaese. Die Wirtin war echt
putzig und hat immer versucht sich mit uns zu uneterhalten, aber
unser franzoesisch war leider nicht gut genug.
Am
naechsten Tag besuchten wir eine Halbinsel in der Naehe von Gisenyi.
Ausser einer herrlichen Aussicht sollte es dort auch heisse Quellen
geben. Mit einer mehr oder weniger genauen Beschreibung liefen wir
los, durch eine Brauerei immer am See entlang. Als die Strasse dann
aber in die Berge ging, waren wir etwas unsicher, da die Quellen
direkt am See seien sollten. Also haben wir uns auf die Suche nach
jemand gemacht, der dem Englischen maechtig war. Eine Strandbar
erschien uns passend. Wir waren wohl auch noch auf dem richtigen Weg,
nach weiteren 15min sollten wir da sein (anfangs sollten es 20min
sein und so lange waren wir auch schon unterwegs). Aber uns wurde
angeboten, dass wir mit dem Boot dort hinfahren koennten. Wofuer wir
uns dann auch entschieden nachdem sie mit dem Preis nochmal
runtergingen. Nach einem Tankstopp waren wir dann auch innerhalb von
5Minuten an den Quellen. Vom Ufer aus sahen wir schon Maenner baden.
Diese waren nicht sonderlich begeistert von unserer Ankunft, sodass
wir zu anderen Quellen liefen. Auf dem Weg kamen uns schon zig Kinder
entgegen, die immer etwas von Massage redeten. Sobald wir ankamen war
uns klar was damit gemeint war. Die Kinder nahmen irgendwelche
Pflanzen und tunkten sie ins Wasser und haben uns damit die Haende
massiert. Das Wasser war echt heiß, an manchen Stellen konnte man es
richtig kochen sehen. Nur in einem kleine Tuempel war es angenehm,
sodass eine Frau mit Kind dort badete. Nach unserer Massage
verlangten die Kinder natuerlich Geld, angeblich um einen Kuli zu
kaufen. Da wir kein Geld geben wollten, hat Katharina ihren Kuli
geopfert. Der hat es aber nicht lange ueberlebt, da die Kinder sich
so darum gestritten haben, dass sie ihn auseinandergebrochen haben.
Nachmittags entschieden wir noch zu schauen, ob wir nicht in den
Kongo kaemen. Also liessen wir uns zur Grenze fahren. Leider war das
dann doch nicht so einfach. Ein Visum haette 250$ gekostet. Nach
etwas Fussmarsch durch die Villengegend von Gisenyi kamen wir zum
anderen Grenzposten. Hier war schon sehr viel mehr los und man hatte
immerhin ein recht guten Blick nach Goma.
Am Freitag ging
es frueh los. Wir wollten nach Kibuye ueber eine angeblich sehr
schoene Strecke durch die Berge. Nach laengerem hin- und her laufen
hatten wir immerhin auch rausgefunden, dass der Bus um 7 Uhr
losfahren sollte. Also waren wir 20min frueher dort und gleich kam
ein Junge auf uns zu, der uns in den Bus locken wollte. Der Bus sah
aber so alt und unzuverlaessig aus, dass wir beide damit nicht fahren
wollten. Zum Glueck gab es aber noch einen weiteren Bus, in dem auch
schon mehr Leute sassen und der recht neu aussah. Puenktlich um 7 Uhr
konnte unsere Fahrt losgehen. Die Strecke war wirklich sehr schoen,
sehr holprig und leider auch verregnet. Teilweise sind wir durch
Wolken gefahren, sodass wir von den Teeplantagen und Bananen nicht
viel sehen konnten. Trotzdem hat sich die 6 stuendige Fahrt fuer ca.
100km gelohnt. Kibuye ist von der Lage nochmal schoener als Gisenyi
malerisch am See mit vielen Halbinseln. Leider hat es wirklich die
ganze Zeit geregnet, sodass wir gerade mal in die Stadt sind um einen
Geldautomaten zu suchen und etwas ueber den Markt gelaufen sind. Am
naechsten Morgen ging es dann auch schon zurueck nach Kigali. Dort
wollten wir uns erstmal ein Busticket kaufen. Gar nicht so leicht, es
waren naemlich schon alle Plaetze reserviert. Kurzerhand wurde dann
halt eine reservierte, aber noch nicht bezahlte Karte an mich
verkauft, sodass ich abends zurueck konnte. Nach 1,5h warten bei der
Ausreise in Ruanda (es waren 4 Busse gleichzeitig dort) und ca. 1min
zum Einreisen in Uganda (mir bleibt ein Raetsel wieso das so viel
schneller ging), war ich wieder zurueck und um Uhr morgens dann auch
voellig fertig in Kampala.
Landschaftlich
ist Ruanda sehr sehr schoen, huegelig und gruen. Die Menschen sind
auch sehr freundlich, aber nicht so offen wie Ugander, und fuer uns
war es doch einiges schiwieriger mit ihnen zu kommunizieren aufgrund
der wenig englischsprechenden Ruander und wenn wir es auf
franzoesisch versuchten, haben sie uns meistens auch nicht
verstanden. Die Hauptverbindungsstrassen sind super ausgebaut, es ist
sauber, gibt keinen Stau. Im Allgemeinen hatten wir auch den
Eindruck, dass Ruanda reicher ist. Zum Beispiel gab es viel weniger
Menschen, die ohne Schuhe oder in zerrissenen Kleidern rumgelaufen
sind. Auffaellig war, dass vielen Menschen Gliedmassen gefehlt haben,
was wir auf den Genozid zurueckgefuehrt haben. Es gibt auch viel
weniger Kinder und allgemein kommt es einem leerer vor. Auf jeden
Fall war es eine schoene Woche mit vielen Eindruecken und ich kann
jedem empfehlen seine Ugandareise mit einem Besuch in Ruanda zu
kombinieren ;-)