Montag, 8. September 2014

Ruanda



Letzte Woche hatte ich das Vergnuegen mit Katharina nach Ruanda zu fahren. Nachdem die Fahrt 9 Stunden dauern sollte, so zumindest die Info, die wir erhielten, entschieden wir uns trotz der erhoehten Gefahr ueber Nacht zu fahren. Nach etwas rumgelaufe in der Stadt hatten wir uns fuer Jaguar Bus entschieden. Dieser sollte um 1 Uhr am Montag frueh in Kampala los fahren und dann am Morgen in Kigali sein, und das alles fuer ca. 12 Euro. Da der Bus in der Innenstadt losfuhr, um diese Uhrzeit aber keine Taxis mehr fahren, haben wir bis 23 Uhr im Cafe nebenan uns noch ein Milchshake gegoennt. Als dieses dann schloss, blieb uns nur die Treppe am Busterminal bis wir endlich einsteigen konnten. Zu unserer Ueberraschung war der Bus restlos ausgebucht. Dass soviele nach Kigali fahren, haetten wir nicht erwartet. Jaguar faehrt 4x taeglich und dann gibt es noch mindestens 4 andere Firmen. Nachdem jeder seinen Platz gefunden hatte, mit Sitzplatznummern haben es die Ugander nicht so, sodass manchmal der Platz schon belegt war, weil man anstatt 62 sich auf 26 gesetzt hatte, konnte es mit gut 20min Verspaetung endlich los gehen. Schnell mussten wir feststellen, dass es im Bus doch sehr kalt werden kann. Trotz dickem Pulli mit Kaputze und Schal hab ich die Nacht ueber gefroren und recht wenig geschlafen. Die Grenzformalitaeten gingen recht zuegig und nach einer Ebola- und Gepaeckkontrolle, nach Ruanda darf man keine Plastiktueten einfuehren, ging es dann die letzten 2h nach Kigali.

Die ersten Eindruecke entsprachen dem, was wir zuvor gehoert hatten, es ist ordentlicher, strukturierter, sauberer und einiges europaeischer. Selbst der Buspark in Kigali war uebersichtlich und lang nicht so ueberfuellt wie der in Kampala. Nachdem eine Bank gefunden war, ach ist der Euro schoen, konnten wir zum Hotel. Zum Glueck gibt es auch in Kigali Bodas, da wir sonst total orientierungslos gewesen waeren. Die Bodas haben alle Helme und ein Laibchen und einen Helm fuer ihren Passagier. Es darf auch nur eine Person mitgenommen werden und die Bodas sehen etwas anders aus als in Uganda, meiner Meinung nach etwas moderner. Auf der Fahrt haben wir sogar richtige Linienbusse gesehen und die Matatutaxis haben Nummern und kein Conducter, der die ganze Zeit das Fahrziel rausbruellt. Nach einer Pause im Hotel haben wir uns auf den Weg gemacht Kigali zu erkunden. Allerdings sah alles nur noch Business District und einer Mall aus. Also haben wir halt den Nakumatt(grosse Supermarktkette aus Suedafrika, die es auch in Uganda gibt) erkundet und schnell festgestellt, das Ruanda doch etwas teurer ist.

Am naechsten Tag haben wir 2 Genozidmemorials etwas ausserhalb Kigalis besucht. Zum Buspark wollten wir mit dem Taxi. Allerdings hatten wir das System noch nicht so ganz verstanden. Nach ein paar Metern hatten wir eine Bushaltestelle gefunden, die Taxis halten naemlich nicht in Uganda einfach ueberall. Es hingen sogar Routenbechreibungen an der Haltestelle mit denen wir alerdings nichts anfangen konnten. Irgendwann sind wir einfach zu einem Taxi, das gehalten hat und haben gefragt. Es fuhr tatsaechlich zum Buspark. Unsere Frage wie und wem man bezahlt hat sich auch eruebrigt, indem wir an unserem Ziel einfach rausgelassen wurden und nichts zahlen mussten. Einmal als Weisser nicht uebers Ohr gehauen worden, sondern sogar ein Bonus gehabt. Uebrigens hatten wir in Ruanda nie das Gefuehl, dass wir mehr zahlen mussten. Wir mussten noch nichtmal handeln. Die Bodafahrten haben immer soviel gekostet wie im Reisefuehrer angegeben. Am Buspark hatten wir schnell ein richtiges Taxi gefunden, allerdings doch etwas Bedenken, da ausser uns noch niemand drin sass. Doch auch hier gibt es Unterschiede. Erstens bekommt man ein richtiges Ticket ausgestellt und zweitens fahren die Taxis zu bestimmten Uhrzeiten ab und warten nicht bis es voll ist. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir an unserem Ziel an. Dort wussten die Bodafahrer gleich Bescheid wo wir hinwollten. Das Memorial ist eine ehemalige Kirche in die tausende Tutsis Schutz gesucht hatten und alle in einer Nacht ermordet wurden. Zuerst sind wir in ein Massengrab hinabgestiegen, wo hunderte oder tausende Schaedel und Knochen aufgereiht lagen. Schon ein sehr bedrueckendes und mulmiges Gefuehl. Anschliessend ging es in die Kirche, wo neben den Einschussloechern die Kleidung der Opfer lagen samt Blutflecken sowie ein paar Waffen. Besonders schlimm fand ich die Schilderung wie Frauen vergewaltigt wurden und die Art sie umzubringen (Details erspar ich euch). Das andere Memorial war auch eine Kirche und dem ersten sehr aehnlich. Wieso es im Reisefuehrer hiess, dass es nicht so schlimm sein soll, blieb mir aber ein Raetsel. Neben Knochen, Schaedeln und Klamotten, wurde uns auch ein Fleck an der Wand der Sunday School gezeigt, der das Blut und Gehirn der Kinder ist, die dort dagegen geschmettert wurden. An den Schaedeln hat man auch richtig erkennen koennen, ob es sich um ein Einschussloch, Machete oder Knueppel handelt mit dem die Person getoetet wurde. Nach dem doch sehr eindrucksreichen Morgen habe ich verzichtet Katharina ins Genozidmemorial in Kigali zu begleiten, da ich dort schonmal war.

Am Mittwoch ging es dann weiter ueber Musanze nach Gisenyi. Die 2h Fahrt auf Klappsitzen, die schief im Bus haengen, haben sich leider nicht gelohnt. In Musanze war es total diesig und von den Bergen war nichts zu sehen. Zusaetzlich hat uns noch ein Touriguide am Busterminal angesprochen, den wir nicht mehr losgeworden sind. Und der hat gestunken!!! Immerhin hat er uns eine franzoesiche Baeckerei gezeigt, wo wir dann ein leckers Sandwich essen konnten, bevor wir nach Gisenyi weiter sind. Gisenyi liegt am Lake Kivu und grenzt direkt an den Kongo. Die Stadt war mir von Anfang an sympatisch auch wenn wir doch etwas Angst hatten, da laut unserem Reisefuehrer im See unterirdische Methankammern sind, die jederzeit explodieren koennen. Wir sind noch etwas ziellos in der Stadt herumgelaufen bis wir irgendwann am Ufer angelangt sind. Dort haben ein paar Einheimische gebadet. Angeblich ist der See auch billhazirose frei. Baden gegangen sind wir trotzdem nicht. Als uns der Hunger ueberkam sind wir wahllos weiter und zufaellig an einem Schild fuer eine Pizzeria vorbeigekommen. Dem sind wir dann gefolgt und auch tatsaechlich dort angekommen. Durch den Zaun hindurch sah man aber schon, dass niemand dort war und wir drehten wieder um. Ein paar Meter weiter hoerten wir eine Frau hinter uns. Die Besitzerin kam uns hinterher. Leider konnte sie kein Englisch, aber mit Gestik und unseren Brocken franzoesisch liessen wir uns dann doch umstimmen. So landeten wir als einzige Gaeste in ein Pizzeria eines italienisch-ruandischen Ehepaares. Es sah alles echt super aus, die Speisekarte hatte sogar richtig viel anzubieten, nur das Tiramius war nicht da. Wieso haben wir allerdings nicht verstanden. Das Essen war richtig lecker, Pizza mit viel Kaese. Die Wirtin war echt putzig und hat immer versucht sich mit uns zu uneterhalten, aber unser franzoesisch war leider nicht gut genug.

Am naechsten Tag besuchten wir eine Halbinsel in der Naehe von Gisenyi. Ausser einer herrlichen Aussicht sollte es dort auch heisse Quellen geben. Mit einer mehr oder weniger genauen Beschreibung liefen wir los, durch eine Brauerei immer am See entlang. Als die Strasse dann aber in die Berge ging, waren wir etwas unsicher, da die Quellen direkt am See seien sollten. Also haben wir uns auf die Suche nach jemand gemacht, der dem Englischen maechtig war. Eine Strandbar erschien uns passend. Wir waren wohl auch noch auf dem richtigen Weg, nach weiteren 15min sollten wir da sein (anfangs sollten es 20min sein und so lange waren wir auch schon unterwegs). Aber uns wurde angeboten, dass wir mit dem Boot dort hinfahren koennten. Wofuer wir uns dann auch entschieden nachdem sie mit dem Preis nochmal runtergingen. Nach einem Tankstopp waren wir dann auch innerhalb von 5Minuten an den Quellen. Vom Ufer aus sahen wir schon Maenner baden. Diese waren nicht sonderlich begeistert von unserer Ankunft, sodass wir zu anderen Quellen liefen. Auf dem Weg kamen uns schon zig Kinder entgegen, die immer etwas von Massage redeten. Sobald wir ankamen war uns klar was damit gemeint war. Die Kinder nahmen irgendwelche Pflanzen und tunkten sie ins Wasser und haben uns damit die Haende massiert. Das Wasser war echt heiß, an manchen Stellen konnte man es richtig kochen sehen. Nur in einem kleine Tuempel war es angenehm, sodass eine Frau mit Kind dort badete. Nach unserer Massage verlangten die Kinder natuerlich Geld, angeblich um einen Kuli zu kaufen. Da wir kein Geld geben wollten, hat Katharina ihren Kuli geopfert. Der hat es aber nicht lange ueberlebt, da die Kinder sich so darum gestritten haben, dass sie ihn auseinandergebrochen haben. Nachmittags entschieden wir noch zu schauen, ob wir nicht in den Kongo kaemen. Also liessen wir uns zur Grenze fahren. Leider war das dann doch nicht so einfach. Ein Visum haette 250$ gekostet. Nach etwas Fussmarsch durch die Villengegend von Gisenyi kamen wir zum anderen Grenzposten. Hier war schon sehr viel mehr los und man hatte immerhin ein recht guten Blick nach Goma.

Am Freitag ging es frueh los. Wir wollten nach Kibuye ueber eine angeblich sehr schoene Strecke durch die Berge. Nach laengerem hin- und her laufen hatten wir immerhin auch rausgefunden, dass der Bus um 7 Uhr losfahren sollte. Also waren wir 20min frueher dort und gleich kam ein Junge auf uns zu, der uns in den Bus locken wollte. Der Bus sah aber so alt und unzuverlaessig aus, dass wir beide damit nicht fahren wollten. Zum Glueck gab es aber noch einen weiteren Bus, in dem auch schon mehr Leute sassen und der recht neu aussah. Puenktlich um 7 Uhr konnte unsere Fahrt losgehen. Die Strecke war wirklich sehr schoen, sehr holprig und leider auch verregnet. Teilweise sind wir durch Wolken gefahren, sodass wir von den Teeplantagen und Bananen nicht viel sehen konnten. Trotzdem hat sich die 6 stuendige Fahrt fuer ca. 100km gelohnt. Kibuye ist von der Lage nochmal schoener als Gisenyi malerisch am See mit vielen Halbinseln. Leider hat es wirklich die ganze Zeit geregnet, sodass wir gerade mal in die Stadt sind um einen Geldautomaten zu suchen und etwas ueber den Markt gelaufen sind. Am naechsten Morgen ging es dann auch schon zurueck nach Kigali. Dort wollten wir uns erstmal ein Busticket kaufen. Gar nicht so leicht, es waren naemlich schon alle Plaetze reserviert. Kurzerhand wurde dann halt eine reservierte, aber noch nicht bezahlte Karte an mich verkauft, sodass ich abends zurueck konnte. Nach 1,5h warten bei der Ausreise in Ruanda (es waren 4 Busse gleichzeitig dort) und ca. 1min zum Einreisen in Uganda (mir bleibt ein Raetsel wieso das so viel schneller ging), war ich wieder zurueck und um Uhr morgens dann auch voellig fertig in Kampala.

Landschaftlich ist Ruanda sehr sehr schoen, huegelig und gruen. Die Menschen sind auch sehr freundlich, aber nicht so offen wie Ugander, und fuer uns war es doch einiges schiwieriger mit ihnen zu kommunizieren aufgrund der wenig englischsprechenden Ruander und wenn wir es auf franzoesisch versuchten, haben sie uns meistens auch nicht verstanden. Die Hauptverbindungsstrassen sind super ausgebaut, es ist sauber, gibt keinen Stau. Im Allgemeinen hatten wir auch den Eindruck, dass Ruanda reicher ist. Zum Beispiel gab es viel weniger Menschen, die ohne Schuhe oder in zerrissenen Kleidern rumgelaufen sind. Auffaellig war, dass vielen Menschen Gliedmassen gefehlt haben, was wir auf den Genozid zurueckgefuehrt haben. Es gibt auch viel weniger Kinder und allgemein kommt es einem leerer vor. Auf jeden Fall war es eine schoene Woche mit vielen Eindruecken und ich kann jedem empfehlen seine Ugandareise mit einem Besuch in Ruanda zu kombinieren ;-)